Videotipp – Falsch gepolt

Einleitung

Eine Frage, über die man in verschiedenen Foto-Foren immer wieder stolpert ist – „Wie bekomme ich die dunklen Stellen am Himmel weg, welche durch den Polfilter enstanden sind?“. Ich möchte diese Frage bzw. dieses Problem nutzen um ein erstes Video-Tutorial (oder besser einen Video-Tipp) online zu stellen. Wie vieles hier ist das als „Blogger-Lehrling“ noch Neuland für mich und ich möchte sehen wie diese Art des Tutorials zu realisieren ist und bei meinen Lesern ankommt.

Das Problem

Als großer Fan von Polfiltern sind praktisch alle meine Objektive fix damit ausgestattet. Entfernt wird er eigentlich nur dann, wenn es einen guten Grund dafür gibt – meistens hat das dann etwas mit der Belichtungszeit zu tun.
So toll Polfilter auch sind, sie haben ihre Tücken und man muss aufpassen, dass man ihren Effekt nicht zu stark nutzt und übertrieben einsetzt. Dieses Problem tritt vor allem öfter bei Weitwinkelobjektiven auf, welche einen so großen Bereich des Himmels abdecken, dass man zugleich sowohl den stark polarisierten Bereich als auch den Bereich, der weniger betroffen ist im Bild hat. Das kann bei „perfekten“ Bedingungen dann oft störend aussehen und es wird zu offensichtlich, dass ein Polfilter benutzt wurde.

Hier ist ein Beispiel von meinem Fototrip in die Schweiz im Oktober 2011. Wir hatten an diesem Tag (leider) strahlenden Sonnenschein und der Himmel war wolkenlos. Sie sehen hier das wunderbare Monte-Rosa-Massiv mit der Dufourspitze, dem höchsten Berg der Schweiz. Davor befindet sich der mächtige Gornergletscher. Wie man am Himmel gut sehen kann, ist die rechte Seite um einiges dunkler als die linke. Das ist zwar kein extremes Beispiel, da es sich hier nicht um eine starke Weitwinkellinse handelt, die Aufnahme verrät aber doch, das ein Polfilter zum Einsatz gekommen ist. Das Bild ist unbehandelt, so wie es in Lightroom importiert wurde.

 
Das Monte-Rosa-Massiv mit der Dufourspitze

Vorausgesetzt Sie haben das Problembild im RAW-Format aufgenommen, ist es am bestes diese Korrektur direkt in Lightroom vorzunehmen. Sie können das genau in Adobe Camera Raw erledigen, nur ist die Bedienung dort etwas unpraktischer. Es gibt zwei Hauptgründe, warum diese Änderung auf dem RAW-Level am besten funktioniert. Zum einen hat man dort die bestmöglichen Voraussetzungen für Anpassungen weil man auf das ganze Dynamikpotential der RAW-Datei zugreift. Zum anderen sind die Werkzeuge, welche Lightroom anbietet sehr gut dafür geeignet.

Bevor ich kurz auf den Bearbeitungsablauf eingehe, zeige ich Ihnen erst mal den Vorher-Nachher-Vergleich damit Sie sehen können, was es eigentlich zu korrigieren gibt.

 

Das Bild vor (links) und nach der Korrektur (rechts)

Der Ablauf in Lightroom

Eine der besten Neuerungen in den aktuellen Versionen von Lightroom, war die Integration der Werkzeuge „Verlaufsfilter“ und „Korrekturpinsel“. Diese ermöglichen es dem Benutzer lokale Änderungen am Bild vorzunehmen welche früher in Photoshop erledigt werden mussten. In dieser Erklärung kommt allerdings nur der Korrekturpinsel zum Einsatz.

Das Demonstrationsvideo erklärt sich eigentlich von selbst, ich möchte also nur kurz auflisten, welche Schritte zu machen sind, falls es einen Punkt im Video gibt, der nicht so leicht zu verstehen ist.

1) Um sehen zu können, welche Bereiche des Bildes überlichtet sind, muss man das rechte Dreiecksymbol im Histogramm anklicken und damit permanent aktivieren. Alles was im Bild zu hell ist, erscheint dadurch als rote Fläche.

2) Wenn wir jetzt den Belichtungsregler in den Plus-Bereich verschieben, sehen wir wie die hellen Bereiche nach und nach immer mehr zu roten Flächen werden. Jetzt sieht man auch gut, dass sich die linke Seite dabei schneller verfärbt als die rechte, durch den Polfiltereffekt etwas dunklere Seite. Schieben Sie den Belichtungsregler einfach so weit, dass ein schöner Übergang zwischen Originalbild und roten Flächen zu sehen ist.

3) Jetzt aktivieren wir das Korrekturpinsel-Werkzeug und setzen den Wert für Belichtung auf „+1“. Das heißt, das wir praktisch mit einem Wert von einer Blendenstufe über das Bild malen und dieses damit aufhellen. Kontrollieren Sie bitte, dass der Wert für „Weiche Kante“ mindestens 70 beträgt und dass der Wert „Fluss“ im Bereich von etwa 30 liegt. Dadurch fallen die Änderungen pro Pinselstrich nicht zu stark und damit auch nicht zu auffällig aus.
Wichtig: Den Pinsel sollte man nicht zu klein einstellen, da man sonst sehr schnell Linien in der Bearbeitung erkennen kann. Also diesen richtig groß dimensionieren. Auch das Benutzen eines Grafiktabletts ist hier sehr hilfreich, da man den Effekt der Pinselstriche besser kontrollieren kann. Mit der Maus ist es dann manchmal besser, wenn man den Wert „Fluss“ noch niedriger einstellt und dafür öfter klickt.

4) Malen Sie mit dem Pinsel jetzt in den „Nicht-Roten“-Bereich bis dieser sich langsam ins Rote verfärbt. Das zeigt uns an, dass wir den bemalten Bereich zumindest auf die gleiche Helligkeit wie die anderen roten Bereich gebracht haben. Hat sich ein Bereich einmal zu Rot verändert, dann sollten Sie an dieser Stelle nicht weitermalen sondern zu den anderen Stellen weitergehen.

5) Haben Sie nun eine gleichmäßigeren Linie erhalten, verschieben Sie den Belichtungsregler des Bildes nach oben oder unten, bis wieder unregelmäßige Stellen auftauchen. Malen Sie wiederum mit dem Pinsel über das Bild um eine bessere Verteilung der roten Flächen zu erhalten.

6) Sie machen nun einfach mit diesem Ablauf weiter, bis durch das Verschieben des Belichtungsreglers ein schöner Verlauf des roten Bereiches von den hellen zu den dunklen Stellen zu sehen ist. Ein kleiner Tipp – um roten Bereich wieder zu entfernen, also um das Bild abzudunkeln, halten Sie während des Malens die ALT-Taste (beim Mac die Optionstaste) gedrückt und der Pinsel kehrt seinen Effekt um.

7) Ist das Bild zu Ihrer Zufriedenheit korrigiert, deaktivieren Sie die Überbelichtungsvorschau durch ein erneutes Klicken auf das Dreiecksymbol im Histogramm und setzen Sie die Belichtung des Bildes wieder auf einen normalen Wert bzw. zurück auf „0“.

8) Um den Unterschied zwischen Original und korrigierter Version zu sehen, muss man auf den kleinen Schalter unter der Korrekturpinsel-Palette klicken (das ist auch am Ende des Videos gut zu sehen).

 

Ein weiteres Beispiel einer Korrektur (links/vorher – rechts/nachher)

Das Video

Hier ist das Video – am besten im Vollbildmodus (Fullscreen) ansehen.

Viel Spaß beim Ansehen. Wenn Ihnen Tutorials dieser Art gefallen, lassen Sie es mich wissen und ich werde in Zukunft auch öfter mal welche in Video-Form online stellen.