Videotipp – Belichtungen überblenden

Einleitung

Ganz oben auf der Wunschliste meiner Besucher steht im Moment die Frage, wie man mehrere Belichtungen überblenden kann um einen größeren Dynamikbereich zu erhalten. Heute wird dazu oft die HDR-Technik (High Dynamic Range) verwendet, welche zwar schnell zu Ergebnissen führt aber für meine Bedürfnisse zu ungenau ist und zu überzeichnete Resultate liefert. Das manuelle Überblenden dauert zwar länger, bringt aber die präziseren, natürlicheren Resultate.

Das Problem

Es gibt verschieden komplexe Fälle von Überblendungen. In den einfachen Versionen reicht eine Verlaufsmaske und die Sache ist in einer Minute erledigt. In schwierigeren Situationen, wie bei diesem Beispiel hier, dauert es ein paar Minuten länger. Manchmal kann es sogar notwendig sein, mehr als zwei Belichtungen zu kombinieren.
Das Beispiel hier ist schon etwas knifflig, weil der Übergang zwischen der Baumlinie und dem Himmel sehr hart ist und die Maske daher sehr präzise sein muss. Wenn man diese Technik aber einmal beherrscht, dann kommt man damit schon bei einem Großteil der Problemfälle über die erste Hürde.

 
Die drei unbearbeiteten Originalbelichtungen

Die einzelnen Schritte

Weiter unten finden Sie das Erklärungsvideo des ganzen Überblendungsablaufs. Ich erkläre hier aber zusätzlich kurz in Textform, was in den einzelnen Schritten passiert ist.

1) Zuerst muss man die einzelnen Belichtungen in Photoshop öffnen und am besten in Ebenen übereinander stapeln. Im Video verwende ich 3 Belichtungen von denen für die Erklärung aber nur die mittlere und die dunkle Belichtung verwendet werden. Da wir hier das dunklere Bild über das hellere blenden, sollte dieses im Ebenenstapel ganz oben liegen.

2) Für den Anfang brauchen wir eine gute Basis für die Maske. Weil es am schnellsten geht und ich es auch gewohnt bin damit zu arbeiten, benutze ich hierfür die „Luminosity Masken“ von Tony Kuyper, einem Kollegen aus den Vereinigten Staaten, der so wie ich gerne an Problemen herumtüftelt und Lösungen sucht. Ich lege Ihnen ans Herz, sich dieses Set von Photoshop-Aktionen zu kaufen (sie kosten bloß 7 Euro). Ihr eigentlicher Zweck ist die Anpassung von Helligkeiten in verschiedenen Helligkeitsbereichen, aber ich nutze sie auch sehr gerne zum Erstellen meiner Masken. Hier ist der direkte Link zur Bestellseite.
In meiner Erklärung hier benutze ich die Aktion „Shadow Darks“ um eine Maske zu erzeugen, welche die sehr dunklen Bereiche im Bild auswählt. Dadurch werden die Bäume sehr gut vom Himmel separiert.

3) Die Basis ist schon mal gut. Jetzt muss die Maske noch etwas verfeinert werden. Bei jeder Art der Maskenerstellung sollte man als erstes die nicht kritischen Bereiche klar markieren. Das mache ich in der Erklärung zuerst mit einem groben Pinsel und danach fülle ich den großen Bereich unter den Bäumen mittels Auswahl weiß aus.
Die Bäume sind an einigen Stellen noch nicht komplett weiß. Dabei hilft uns das Abwedler-Werkzeug, das auf „Lichter“ eingestellt ist. Mit wenig Stärke male ich damit über die Bäume um sie auf einen helleren Ton zu bringen. Das gleiche mache ich umgekehrt mit dem Nachbelichter-Werkzeug, welches auf „Tiefen“ gesetzt ist um die Berge aus der Maske auszuschließen.

4) Die Maske ist soweit mal fertig. Da ich ja will, dass der Himmel der dunklen Belichtung sichtbar ist und die Bäume von unten durchscheinen, ist es noch notwendig die Maske zu invertieren.

5) Durch das gedrückt halten der ALT-Taste (Optionstaste beim Mac) und ziehen auf die Ebene mit der dunklen Belichtung wird eine Kopie der Maske erstellt. Die Gradationskurve, die durch Tony’s Aktion erstellt worden ist, brauchen wir eigentlich nicht mehr und wir können sie deaktivieren.

6) Wir sehen jetzt, dass der Himmel von der dunklen Aufnahme mit der mittleren Belichtung kombiniert wurde. Allerdings hat sich aufgrund der noch nicht ganz optimalen Maske ein Saum um die Äste der Bäume gebildet. Dieser muss noch entfernt werden indem wir etwas an der Maske schrauben. Mittels der Option „Maskenkante…“ können wir die Maske jetzt verfeinern. Welche Werte hier zu benutzen sind und wie stark die Einstellungen zu wählen sind, hängt von der Auflösung und der Qualität des Bildes ab. Einfach so lange herumprobieren bis man zufrieden ist.

7) Die Maske sieht jetzt sehr gut aus und man erkennt kaum einen Übergang zwischen Bäumen und Himmel. Lediglich in der Mitte, dort wo die Bäume vor dem Berg sind, sieht das Ganze noch etwas eigenartig aus. Da mir die Bäume dort zusätzlich auch noch zu hell erscheinen, male ich einfach mit einem schwachen, weißen Pinsel in die Maske und bringe die beiden Ebenen dadurch mehr zusammen.

8) Das Überblenden ist erledigt. Wenn ich mir die Kombination jetzt ansehe, finde ich, dass die Bäume generell noch zu hell sind. Es war damals schon recht dunkel. Daher dunkle ich diesen Bereich mittels einer Gradationskurve noch etwas ab. Das hilft auch den Unterschied zwischen den beiden Belichtungen natürlicher aussehen zu lassen. Also schnell eine Gradationskurve erstellen, alles abdunkeln und mit Hilfe der Maske und eines schwarzen Verlaufes den unteren Bereich von der Änderung ausschließen. Fertig.

Wir haben jetzt eine sehr gute Maske und die beiden Belichtungen sind wunderbar kombiniert. Durch die weitere Bearbeitung des Bildes werden die beiden Bereich noch etwas einander näher gebracht so dass man zum Schluss von diesem Bearbeitungsschritt nichts mehr sieht.

Hier sehen Sie die Endversion des Bildes nachdem die komplette Bearbeitung abgeschlossen ist. Davon gibt es zu einem späteren Zeitpunkt dann auch noch eine Schritt-für-Schritt-Erklärung.

 
Letztes Licht in Mostnica (Endversion)

Das Video

Hier ist das Video – am besten im Vollbildmodus (Fullscreen) ansehen.

Viel Spaß beim Ausprobieren. Alle Fragen bitte unten in den Kommentarbereich schreiben – dort können natürlich auch „Dankeschöns“ rein 🙂